Seifenkultur im Wandel

 

Die Geschichte der Seife beginnt vor 4.500 Jahren – Ägypter, Griechen, Sumerer und Germanen bezeichneten die Seife als Heilmittel, um Wunden zu behandeln. Nach heutiger Logik ist dieses einfach zu erklären, denn die Seife entfernte den Schmutz von der Haut und verhinderte dadurch, dass sich Bakterien vermehren konnten.

Erst im 2. Jahrhundert nach Christus entdeckten die Römer die Badekultur. Die Seife, welche damals aus Pottasche und Ölen hergestellt wurde, kam erstmalig für die Körperreinigung zum Einsatz.

Der Boom blieb seitdem ungebrochen. Im 7. Jahrhundert revolutionierten arabische Stämme die Seife und ersetzen Pottasche durch alkalische Salze. Zusammen mit gebranntem Kalk und Ölen wurden die Salze so lange in einer Ätzlauge erhitzt, bis ein Großteil der Flüssigkeiten – in dem Fall Wasser – verdampft war. Jetzt war das „Stück Seife“ geboren, denn die ölige Masse wurde fest und ließ sich somit gut in Portionen verwenden.

Mit den Arabern kam die Seife auch ins heutige Europa, denn auf Ihren Eroberungszügen brachten sie die Errungenschaft auch über die eigenen Landesgrenzen hinaus in andere Länder. Spanien, Italien und Frankreich entwickelten sich dadurch im Mittelalter zu den Hochburgen der europäischen Seifensiederzunft. Aber auch in Ulm, Augsburg und in Wien entstanden bedeutende Siedereien, welche dem Seifensieder zu einem ehrenwerten Handwerksberuf verhalfen. Erst mit der industriellen Herstellung von Seife im 19. Jahrhundert verlor dieser Beruf an Bedeutung.

Die Reinigung mit den duftenden Seifenstücken blieb allerdings dem reichen Adel vorbehalten, da gerade die parfümierte Seife als Luxusartikel galt und nur für wenige bezahlbar war. Das änderte sich erst, als reihenweise öffentliche Badehäuser entstanden und die einfachen Bürger nun die feinen Seifenstücke nutzen konnten.

Mit dem Ausbruch der Pest und anderen ansteckenden Krankheiten Ende des 14. Jahrhunderts änderte sich dies jedoch schlagartig. Viele vermuteten die Verbreitung des Erregers über das Wasser. Daher ersetzte man die Körperhygiene mit Wasser und Seife durch die „Trockenwäsche“. Diese entwickelte sich sogar zu einem Trend, welchem man bis ins 17. Jahrhundert folgte, in dem man sich nur noch mit Tüchern reinigte. Des Weiteren gab es in Adelskreisen Puder und Parfüme, welche reichlich aufgetragen wurden. Krankheiten und Ungeziefer wie Läuse und Flöhe erhielten dadurch ungehindert den schönsten Freiraum. Wer sich übrigens schon mal gefragt hat, woher der Ausdruck „jemanden nicht riechen können“ kommt, der findet hier seine Antwort.

Mit dem sogenannten „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. brach eine neue Seifenkultur an. Als begeisterter Seifenfan holte sich der König die besten Seifensieder an den Hof nach Versailles. Wie es auch beispielsweise für Bier, Wein oder Schnaps üblich war, erließ Ludwig XIV. Ende des 17. Jahrhunderts sogar ein eigenes Reinheitsgebot für Seife. Dem zufolge musste eine hochwertige Seife mindestens 72 Prozent reines Öl enthalten.

In Europa lag das Thema Seife sozusagen lange in französischer Hand, denn Nicolas Leblanc verwandelte das Luxusprodukt in ein Alltagsprodukt für das Volk. Als Chemiker erfand er das Verfahren zur künstlichen Herstellung von Soda (Natriumsalz), was für die Seifenherstellung in großen Mengen unabdingbar war.

Im 19. Jahrhundert entwickelten die Menschen ein umfassendes Hygieneverständnis und die Seife hielt nun sowohl in der täglichen Körperpflege als auch im regelmäßigen Waschprozedere der Kleidung Einzug.